Systemische Aufstellung – wie läuft denn sowas ab?

Eine Aufstellung kann in verschiedenen Variationen durchgeführt werden. So sind Einzel-, Paar- oder Gruppenaufstellungen möglich. Als sogenannte Stellvertreter können andere Teilnehmer dienen, es funktioniert aber genauso mit Figuren, Gegenständen, Stühlen oder Bodenankern.

Der grundsätzliche Ablauf bleibt dabei jedoch immer gleich. Ich schildere ihn hier zunächst für eine Aufstellung mithilfe anderer Gruppenteilnehmer. Auf die anderen Varianten gehe ich im Anschluss ein.

Schritt 1 – Die Vorbereitung

Im Vorfeld ist es wichtig, dass der Klient oder die Klientin sein Anliegen (Problemstellung), welches geklärt werden soll, in Form einer Fragestellung formuliert. Ebenso kann auch die angestrebte Lösung benannt werden.

Wichtig: Je konkreter das Anliegen benannt wird, desto klarer zeigen sich auch die Ergebnisse. Hier kann ein erfahrener Aufstellungsleiter gegebenenfalls bei der Formulierung helfen.

Schritt 2 – Die Ausgangsposition

Nun werden aus der Gruppe die sogenannten Stellvertreter gewählt. Die Anzahl richtet sich danach, wie viele Personen und/oder Faktoren für das zu klärende Thema relevant sind.

Jeder Stellvertreter nimmt anschließend seine ihm zugeteilte Rolle ein und sucht sich intuitiv im Raum einen Platz, den er/sie in diesem Moment als passend empfindet. Allein schon durch die gewählten Positionen werden Emotionen wie Distanz und Nähe bzw. Beziehungen zueinander deutlich.

Der Klient selbst nimmt an seiner Aufstellung als Beobachter von außen teil. Auch er wird durch einen Stellvertreter repräsentiert.

Schritt 3 – Wahrnehmen und Verändern

Jetzt werden die Teilnehmer befragt, was sie in ihrer jeweiligen Rolle und Position empfinden, wahrnehmen oder welche Gedanken aufkommen.

Es ist übrigens faszinierend zu beobachten, dass die Teilnehmer oftmals Körperhaltung oder sprachliche Besonderheiten der Person übernehmen, deren Stellvertreter sie sind – ohne diese Person zu kennen!

Im Anschluss werden nun Veränderungen vorgenommen, indem die Stellvertreter ihre Plätze verändern, Abstände vergrößern oder verringern, sich einander zu- oder voneinander abwenden oder weitere Personen / Aspekte hinzugeholt werden.

Nach jeder Veränderung werden die Stellvertreter erneut befragt, was sie wahrnehmen.

So zeigen sich nach und nach Erkenntnisse und Lösungsansätze durch veränderte Perspektiven oder verschiedene Lösungsideen können hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Gesamtsystem ausprobiert werden.

Schritt 4 – Die Auflösung

Die richtige Position ist gefunden, wenn sich die beteiligten Personen am derzeitigen Platz am wohlsten fühlen. An dieser Stelle wird die Aufstellung meistens beendet.

Wichtig ist, dass alle Stellvertreter ganz bewusst ihre Rolle wieder verlassen. Der Klient selbst kann am Ende seine eigene Position einnehmen, um seinen Platz innerhalb des Systems bewusst wahrzunehmen.

Verschiedene Aufstellungsvarianten

Nicht immer besteht die Möglichkeit, eine Aufstellung mit anderen Personen als Stellvertreter durchzuführen. Mitunter wünscht der Klient auch eine Klärung seines Themas im Rahmen einer Einzelsitzung.

Dann findet eine der folgenden Aufstellungsformen Anwendung:

A) Aufstellen mit Figuren

Aufstellungen mit Figuren sind eine beliebte Variante, um in einer Einzelsitzung Klarheit über Strukturen und Systeme und deren Verwicklungen im eigenen Leben aufzuzeigen. Hierbei nehmen die Figuren die Stellvertreterrollen ein.

Im Gegensatz zur Aufstellung mit Personen bestimmt der Klient selbst, welche Position die Figuren jeweils einnehmen sollen. Anschließend ist er aufgefordert, die Emotionen und Gedanken, die sich ihm zeigen, selbst auszusprechen und sich so einen Überblick über die eigene Verstrickung im System zu verschaffen.

Im Anschluss erfolgen wiederum Veränderungen innerhalb der Stellvertreter-Figuren und erneut äußert der Klient seine Wahrnehmungen.

So ist es möglich, verschiedene Lösungsmodelle auszuprobieren, den eigenen Fokus zu verlagern und das System neu zu strukturieren. Die jeweilige Wirkung dieser Veränderungen zeigt sich klar und verständlich. Daraus ergeben sich sehr schnell eigene Lösungswege.

B) Aufstellen mit Bodenankern

Dies ist eine weitere beliebte Methode im Einzel-Coaching, bei der der Klient schnell Klarheit bekommt und einen besonders guten Zugang zu seiner Intuition und seinem Bauchgefühl findet.

Als sogenannte Bodenanker dienen hierbei Zettel oder Kärtchen, welche mit dem Namen der Person oder dem Aspekt, den sie repräsentieren, beschriftet werden. Diese werden vom Klienten im Raum in der Anordnung ausgelegt, die er gerade als für sich passend empfindet.

Anschließend stellt er sich auf die Zettel und nimmt so die verschiedenen Rollen ein. Das Erspüren von eigenen Emotionen und Wahrnehmungen, die in Verbindung zu diesen Plätzen stehen, und das Kommunizieren dieser ist ein  zentraler Punkt dieser Methode.

Eine Begleitung und Unterstützung durch einen erfahrenen Aufstellungsleiter ist auch hierbei ratsam.

C) Aufstellen mit Stühlen oder anderen Gegenständen

Das Grundprinzip ist identisch mit dem Aufstellen mittels Figuren, nur dass hier andere Gegenstände Verwendung finden.

Es spielt keine Rolle, welche Hilfsmittel genutzt werden, um die Systeme und Strukturen zur jeweiligen Fragestellung sichtbar zu machen. Ob hierfür Kugelschreiber oder eine Stiftebox genutzt werden, Gläser, Flaschen oder Salzstreuer auf dem Tisch oder die im Raum stehenden Stühle – all diese Möglichkeiten dienen dem gleichen Zweck: Emotionen spürbarer und sichtbar zu machen, Klarheit und Ordnung zu schaffen, Verflechtungen innerhalb des Systems aufzuzeigen und den Klienten dadurch in seiner Lösungsfindung zu unterstützen.

Der Aufstellungsleiter führt und unterstützt lediglich mit gezielten Fragen oder Denkansätzen, er gibt niemals Antworten oder Lösungen vor.

Als erfahrene Aufstellungsleiterin grenze ich mich an dieser Stelle von unseriösen Anbietern ab.